In der Ego-State-Therapie geht man davon aus, dass der Mensch grundsätzlich mehrere Ego-States hat. Inhaltlich übersetzt bedeutet Ego-States in etwa "Daseinszustände der eigenen Person" oder "Ich-Anteile". Man könnte dies so beschreiben, dass der gleiche Mensch in unterschiedlichen Situationen ein anderes Mäntelchen anzieht. Beispielsweise hat eine Frau im Verbund der Familie die Rolle der "Mutter" inne. Ist sie wiederum zu Besuch bei ihren eigenen Eltern, zieht sie das Mäntelchen der "Tochter" an. Ist sie als Leitende Angestellte in ihrem Beruf tätig, kommt das Mäntelchen der "Chefin" zum Tragen. Obwohl es sich immer um dieselbe Frau handelt, wird sie in jeder der oben beschriebenen Situationen eine andere Rolle einnehmen und hier auch ein anderes Verhalten an den Tag legen. So wird die Mutter von Kindern mit diesen anders umgehen, als die Tochter mit den Eltern oder die Chefin bei ihren Angestellten. Soweit ist das Übernehmen einer Rolle (also das Herausbilden eines Ego-States) eine ganz normale Sache.
Nun gibt es jedoch Ego-States, die sich beispielsweise als Reaktion auf ein Trauma herausgebildet haben, um den Klienten vor einer ähnlichen Erfahrung zu schützen. Meist sind diese Ego-States dem Klienten nicht bewusst und können von daher auch nicht bewusst kontrolliert werden. So kann es z.B. zu einer allzu heftigen Reaktion des Klienten kommen auf eine - nüchtern betrachtet - eigentlich harmlose Situation. Man weiß hinterher dann eigentlich nicht, "...was da gerade so über einen gekommen ist".
Hier setzt die Ego-State-Therapie ein. Mit Hilfe des Therapeuten arbeitet der Klient in einer tiefen, aber vollbewussten Entspannungshaltung mit diesen Teilen. Ziel ist es hierbei nicht, diese Ego-States "auszuschalten" oder "unschädlich zu machen", sondern in dem heutigen Leben des Klienten einen bewussen Platz einzuräumen und zu erreichen, dass Reaktionen dieses Teils der jeweiligen Situation angepasst und bewusst ablaufen können.